Liebe Mingeröderinnen und Mingeröder,
der Landkreis Göttingen plant in seinem Entwurf zum Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) neue Windenergiepotenzialflächen. Da Mingerode hier überproportional stark belastet wird, während weite Gebiete im Kreis unbeeinträchtigt bleiben, es bisher kaum Resonanz aus der Bevölkerung gab (Digitalkonferenzen, etc.) und die aktuelle Corona Pandemie viele davon abhält auf Sitzungen und Versammlungen Präsenz zu zeigen, hat der Ortsrat in seiner Sitzung vom 19.05.2021 beschlossen, über diesen Weg jeden Haushalt über die Sachlage zu informieren.
Schon seit einiger Zeit erhalten Flächeneigentümer Anschreiben von Windenergieprojektieren, die Nutzungsverträge schließen möchten, um sich Flächen für die Entwicklung von Windparks zu sichern oder diese weiter zu vermarkten.
Fakt ist, der Rat der Stadt Duderstadt hat den Beschluss gefasst, bis 2030 den gesamten Strombedarf aus regenerativen Energiequellen zu decken, also energieautark zu werden.
Hierfür gäbe es theoretisch folgende Möglichkeiten:
1) Wasserkraft – hier gibt es keine Potenzialflächen
2) Biogasanlagen – mehr Biogas würde zu Mais-Monokultur führen
3) Photovoltaik: Bisher nur etwa 10% der Dachflächen genutzt. Hier besteht Potenzial, aber Denkmalschutz insbesondere in der Kernstadt sowie (noch) teure Energiespeicher bereiten Schwierigkeiten
4) Windenergie
Wir sind uns einig, auch wir in Mingerode brauchen die Energiewende und müssen hin zu einer dezentralen Energieversorgung. Auch Windenergie an Land spielt hier eine zentrale Rolle und das ist aus vielerlei Hinsicht sinnvoll. Daher plant die Stadt Duderstadt aktuell eine Windenergiepotenzialfläche für 3-4 Windräder nordwestlich von Mingerode – am Ende des Verbindungswegs Esplingerode/Obernfeld. Diese Anlagen hätten einen Abstand von 2 km zu Mingerode und würden laut HarzEnergie ausreichen um >20.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Gemeinde Duderstadt (inkl. Dörfer) wäre demnach mit diesem Gebiet stand heute überversorgt, allerdings sagen Schätzungen voraus, das künftig ein Vielfaches des heutigen Strombedarfs gedeckt werden muss . Diese Fläche würde der Ortsrat akzeptieren, mit einer klaren Präferenz zu einem Bürgerwindprojekt in dem die Einwohner ebenfalls beteiligt werden. – in jedem Fall jedoch eine Kompensation über die Gewerbesteuer erwarten – z.B. mehr Geld für unsere Spielplätze oder unsere Schule aus den Steuereinnahmen der Stadt als Lastenausgleich.
Der RROP Entwurf des Landkreises plant rund um Mingerode jedoch Potenzialflächen für ca. 30 Anlagen mit einem Abstand von teilweise 1 km. Hierdurch würden die Gebiete um Mingerode und Gieboldehausen die größten Windparks im Landkreis werden. Wir lehnen diese Planungen ab.
Hier ein paar Fakten zum Landkreisentwurf:
Entfernung der nächsten Anlagen: ca. 1000 m (Zum Vergleich: In etwa die Entfernung von der Hahlebrücke zum Tennisplatz). Die Wohnqualität würde gemäß Aussage des Landkreises in Teilen von Mingerode stark beeinträchtigt werden. Man spricht von erheblichen Umweltauswirkungen.
Höhe der Anlagen: 160 m Nabenhöhe, 240 m Anlagenhöhe (Stand der Technik heute beginnender Verfahren) es gibt jedoch ein Limit nach oben nämlich die Statik und der Preis für ein dann tragfähiges Fundament. (Die Oberkirche in Duderstadt ist zum Vergleich 62,5 m hoch – Die Bäume im Loh ca. 30-40 m)
Gemäß Gutachten des Landkreises werden die Einwohner der umliegenden Orte durch Schall und Schattenwurf in erheblichem Maße beeinträchtigt; für Mingerode und Obernfeld würde außerdem bedrängende Wirkungen entstehen. Trotzdem werden die Flächen weiterverfolgt.
Rotmilan: Jeder kennt die Milane, die täglich über Mingerode kreisen. Dieses Bild ist nicht selbstverständlich. Fast die komplette Rotmilanpopulation der Welt lebt in Mitteldeutschland. Hier genießt der einmalige, vom Aussterben bedrohte Vogel besonderen Schutzstatus. >80% der bei uns ausgewiesenen Flächen attestiert der Landkreis selbst ein hohes artenschutzrechtliches Risiko.
Windhöffigkeit: Der Landkreis Göttingen ist Schwachwindgebiet, das höchste Windaufkommen eigentlich im Harz.
Landkreis Windenergieverteilung: Eichsfeld überproportional belastet – Nach dem Windpark am Höherberg erhält Mingerode die zweit und drittgrößten Windvorrangflächen des Landkreises. Viele geeignetere Flächen, wurden aufgrund sogenannter weicher Kriterien (also Regeln die sich der Landkreis selbst gesetzt hat) ausgeschlossen.
Jede Stimme zählt: Die Eingabefrist zum RROP wurde bis Ende Juli verlängert, derzeit sind noch gravierende Änderungen möglich. Wer die Pläne des Landkreises in diesem Maße nicht für gut heißt, sollte eine Eingabe machen – also seine Bedenken bekunden. Jede Eingabe wird geprüft und bewertet und kann dazu beitragen, die Planungen nochmals anzupassen.
Eingaben sind bis einschließlich 31.07.2021 an folgende Adresse zu richten:
per Post: Landkreis Göttingen, Fachbereich Bauen, Reinhäuser Landstraße 4, 37083 Göttingen
per Mail: regionalplanung@landkreisgoettingen.de
Euer Ortsrat
Hier geht es zu weiteren Infos des Landkreises zum RROP: https://padlet.com/lkgoettingen/RROP_2020
Hier geht es direkt zum Beteiligungsverfahrens des Landkreises: https://padlet.com/lkgoettingen/beteiligung
Hier die Beschreibung der Analyse – Mingeröder Gebiete ab Seite 105 und 138: https://www.landkreisgoettingen.de/pics/medien/1_1611850702/Anhang_A_Methodenband.pdf
Hier gibt es die komplette Auslegungsdokumentation mit Kartenmaterial etc. des Landkreises: https://www.landkreisgoettingen.de/unser-landkreis/regionalplanung/neuaufstellung-rrop.html
Ab Seite 26 – Landschaftsbildsimulation der Fläche Esplingerode Nord – F-Plan Duderstadt: https://sessionnet.krz.de/duderstadt/bi/getfile.asp?id=32414&type=do